Hier in der Taverne haben wir ja unsern virtuellen Chefkoch, aber manchmal muß der edelweiße Pirat auch mal selber ran am Herd.
Zum Beispiel wenn die beste Freundin Geburtstag hatte und auf Besuch kommt.
Ich hatte mir extra dafür ein leckeres Gericht zurechtgelegt, was zugleich ein Versuch sein sollte:
Trigrano-Reis (das ist Langkorn-, Wild-und Camargue-Reis gemischt) mit Doradenfilet, Apfelstücken und Curry-Sauce.
Der Plan an sich war ja einfach. Reis zu kochen is ja einfach. Die Apfelstücke mit Curry anpeppen und in Zitronensaft in der Pfanne kurz angarren - auch einfach. Curry-Sauce aus Zeitgründen auf Basis einer Fertigmischung, verfeinert um zusätzliches Currypulver, ordentlichen Schuß Sahne und ein paar Lorbeerblätter - auch einfach!
Doradenfilet in der Pfanne braten, gewürzt mit etwas Pfeffer, ordentlich Kräutern und Zwiebelringen dazu - in der Theorie einfach.
Wie war das mit Theorie und Praxis? Ich hatte den Plan und wie das mit Plänen so ist, gehen sie den Bach runter sobald der erste Schuß gefallen ist.
Für 14 Uhr 30 war meine Freundin angesagt.
Also denn...um 11 Uhr 50 Aufschlag an der Fischtheke im Supermarkt. Es schien noch alles so einfach.
"Habt ihr Dorade?" "Ja, frisch reingekommen!" Super, dachte ich mir. Dorade gabs nur an Stück. Wußte ich ja vorher. Wie schwer kann es sein, einen Fisch auseinanderzunehmen? Früher mit Forellen hatte es ja auch schon geklappt. "Ist aber schon ausgenommen, oder?" "Ja, klar!" Tatsächlich, ein Längsschnitt am Bauch des Fisches.
13 Uhr 15. Es wurde Zeit die Fische vorzubereiten. Ich hatte zwei gekauft, eine kleinere und eine größere Dorade. Eben noch schnell hier nochmal nachgeschaut, ob ich das filettieren richtig im Kopf hatte. Naja, fast. Die Anleitung wich ein wenig von meiner Erinnerung ab. Nun gut, das mußte nix heißen.
Zuerst die kleine Dorade, als Testlauf. Beim Waschen fällt auf, daß auf einmal Gedärme heraushängen.
Super, die Supermarktfrickel können nichtmal richtig ausnehmen. Also erstmal die Eingeweide rausgekratzt.
Und der Fisch - glotzte...
13 Uhr 20. Der Einschnitt hinter dem Fischkopf ließ sich gut an. Dann zur Seite mit dem Messer vorangearbeitet. Irgendetwas knackt. Hä? Weiter. Es hakte.Wieder ein Knack. Das Messer bleibt stecken. Schließlich muß ich neu ansetzen. Schließlich löst sich ein etwas klein geratenes Stück vom Fisch. Ein leichtes Triumphgefühl überkam mich. Und der Fisch - glotzte...
13 Uhr 30. Der Fisch glotzte mich immer noch an, als mein Siegesgefühl schwand. In der Mitte des Filetstücks waren dicke Knochenstücke. Hatte ich die Wirbelsäule erwischt? Nein, eine Inspektion ergab, daß es nicht die Wirbelsäule war. Aber Doraden sollten doch wenig Gräten haben! Der Versuch diese komische Knochen rauszuoperieren endete damit, daß ein zerfetztes Filetstück quer über Brett und Arbeitsplatte glitschte und mir Fischstücke im Haar hingen. Und der Fisch - glotzte...
13 Uhr 40. Neuer Versuch auf der anderen Seite des Fisches. Zuerst bekomme ich ein flaches Stück tatsächlich abgetrennt und bin guter Dinge. Dann bleibt das Messer wieder hängen. Und wieder diese komischen Knochen! Was ist das? Ne Tschernobyl-Dorade? Beim Versuch das Messer rauszuziehen machts auf einmal blubb und ein Schwall Blut überschwemmt das Brett und fließt darunter. Das Brett pappt an der Arbeitsplatte fest. Halleluja. Das Messer löst sich, wobei Fischteile durch die Gegend fliegen.
Und der Fisch - glotzte....
...bis ich ihm wutenbrannt den Kopf abhackte!
13 Uhr 50. Die Zeit drängte. Die erste Dorade entsorgt, Brett und Arbeitsplatte gewaschen, die zweite Dorade gewaschen (und fertig ausgenommen -.-). Nun stand ich also vor der zweiten, größeren Dorade.
Scheiß auf die Internetanleitung, dachte ich mir. Wie war das damals bei der Forelle? Ach ja...ich hab einfach den Fisch stückweise auseinandergenommen. Allerdings hatte die Forelle auch nie drei oder fünf Wirbelsäulen gehabt. Nun gut, dachte ich mir. Die Doraden wollen Krieg - sie können ihn haben!
Und der Fisch glotzte...
13 Uhr 55. Ich baue mich vor diesem widerspenstigen Fisch auf, in jeder Hand ein 30 cm Edelstahl-Tranchiermesser, im Gesicht ein irres diabolisches Grinsen. Beide lasse ich auf den Fisch los. Schwanzflosse ab, Brustflosse ab. KOPF AB! GENUG GEGLOTZT! Längsschnitt an die Seite gesetzt. Ah, auch hier diese komischen Pseudowirbelsäulen oder was das ist. Sehr knochiger Fisch, die Dorade. Dann nach Rücken und Bauch arbeiten. Der Fisch wehrte sich, glitschte, Messer bleiben hängen, Fischstücke fliegen umher, Blut pulste...aber kein Fisch glotzte!
14 Uhr 05. Brett und Arbeitsplatte sehen aus, als wenn jemand eine Handgranate in einem Fisch gezündet hätte. Fischstücke im Haar, Fischschuppen auf den Klamotten, glitschige Hände. ABER! Auf dem Ablegeteller liegen mehrere kleine Filetstücke! Year, Baby! Das ist immer noch meine Küche!
Jetzt konnte ich mich um den Rest kümmern.
14 Uhr 35: Das Essen ist gerade im Zustand der Endgarung, es klingelt an der Tür, mein Gast ist da. Ich hatte vorher noch schnell die Spuren des Massakers beseitigt...
15 Uhr 15. Nach einer ausgiebigen Mahlzeit sind wir vollgefressen und meine Freundin lobt das wunderbare und leckere Essen. Sie ahnt ja nicht, was dazu nötig war...
Ich habe viel gelernt. 1. kauf nie wieder ganze Fische im Supermarkt. 2. kauf nur noch schon filettierte Fische, spart Nerven. Ansonsten ist Dorade tatsächlich sehr lecker.
Übrigens jetzt auch hier in der Taverne: Dark-Tavernen-Dorade mit Curry-Sauce. ;)
Hahaha, oder zur Not - mache einfach Fischstäbchen lol...
AntwortenLöschenNa, Fischstäbchen ist was für Weicheier :P
AntwortenLöschenMuhaha.. und der Fisch glotzte...
AntwortenLöschendu hast auf mich gehört!
AntwortenLöschenNatürlich schöne Frau. Wie käme ich dazu nicht auf eine Dame bei so einer Frage zu hören. Wenn der Fisch doch nur auch so auf Dich gehört hätte...
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