Gästebuch

Mittwoch, 11. April 2012

Wie sich Sichtweisen ändern

Dieses Posting ist in eigener Sache.
Und es erklärt auch, warum einige Dinge hier in der Taverne in den letzten zwei Wochen liegen blieben, obwohl ich eigentlich mehr schreiben wollte. Warum auch Klein Asmo mal wieder in der Schmollecke hockt und billige Aushilfskräfte die Türsteherdienste versehen...

Derzeit erfahre ich am eigenen Leib, wie sehr sich plötzlich Sichtweisen ändern können. Bzw. wie tiefgreifend aufwühlend es ist, wenn vorher bereits theoretisch geänderte Sichtweisen plötzlich auf die Probe der Praxis gestellt werden. Wobei ich das nicht bereue, im Gegenteil, ich genieße es gerade.

Großes steht mir bevor. Ich habe oft viel verkündet zu einem bestimmten Thema, ganz ehrlich - ich hab ne große Klappe gehabt. Aber ich hatte es leicht: Ich mußte nie den Beweis erbringen es besser zu können, das ich recht hatte, ich konnte aus der Warte des Unbeteiligten schwadronieren. Das ist vorbei. Ab jetzt muß ich liefern. Ab jetzt werde ich mich an der Realität, an meinem tatsächlichen Tun messen lassen müssen. Schluß mit der Theorie, jetzt kommt die Praxis - keine Platzpatronen mehr, jetzt gehts ab an die Front.

Schon merke ich, wie ich plötzlich Dinge anders bewerte, Strategien anpasse. Das an mir selber zu beobachten, quasi in Zeitraffer in kurzer Zeit (noch vor zwei Wochen war alles anders!), ist faszinierend. Allein schon bei der Planung der beruflichen Zukunft: Noch vor wenigen Wochen wäre ich vollauf zufrieden gewesen, mich erstmal noch eine Weile von Job zu Job zu hangeln, solange ich mein Auskommen hab. Jetzt wird eine dauerhafte Anstellung viel wichtiger.
Bis vor kurzem waren immer noch ein paar Euro für Party übrig...jetzt wird die Sparbremse eingelegt. Und zwar radikal (war eh eingeplant, aber jetzt noch drastischer!).

Eine große Reise hat begonnen und ich erwarte sie, was ich ja vor wenigen Monaten nie gedacht hätte, mit großer Spannung und sogar Vorfreude. Auch wenn sie den Rest meines Lebens in Anspruch nehmen wird. Interessant sind dabei auch die Reaktionen der umgebenden Menschen. Einige schlagen die Hände über dem Kopf zusammen, doch glücklicherweise bieten die meisten zumindest moralische Unterstützung an. Zugleich ein bemerkenswerter Filter, auf wen im Umkreis Verlaß ist und auf wen nicht. Einige ergehen sich aber auch in ziemlichem Aktionismus, was uns dann doch eher nervt.
Und auf einmal redet man mit Bäuchen, guckt in rosafarbene Bücher und würde gern die ganze Welt umarmen und hofft, daß man keinen Fehler macht bei dem Drahtseiltanz in Richtung gemeinsame Zukunft mit begrenzten Finanzen. Ach ja, die Finanzen! Jetzt spürt man wirklich die Restriktionen, wenn andere Prioritäten aufkommen als die bisherigen. Ein wenig fühle ich mich wie die Griechen. Nur das ich noch keine Schulden hab, sondern diese verhindern möchte. Damit die Sache gut startet.

Und plötzlich denkt man nicht mehr nur noch an sich und (wenn vorhanden) noch die derzeitige Lebensgefährtin, sondern ehe man es sich versieht trifft man die Entscheidungen für noch eine Person mehr.
Eigentlich ist erst jetzt die Jugendzeit so richtig vorbei.
Das neue Leben ist erst so groß wie ne kleine Bohne. Aber die Erkenntnis ist trotzdem immer noch ein (wenngleich liebevoller) Hammer. Meine Güte!

Ja, Tatsache, ich, der Pirat, werde Vater. Und gründe eine Crew. Lesen Sie Reflektionen demnächst auch wieder hier.

PS: Und natürlich bekommt die Taverne damit ein ganz neues Maskottchen. *lach*